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Florian Doru Crihana introduced by
Dieter Burkamp, journalist and art collector
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Westfalen – Blatt, Bielefeld 25 Sept 2003
Illusionen einer heilen Welt?
Rumänischer Cartoonist Florian Doru Crihana stellt in der VHS aus Lemgo (ans). Hermann hat sein Schwert gegen eine Gitarre getauscht, die er durch die Luft schwingt, als würde er allen Besuchern zurufen: ,,Kommt her und lasst uns zusammen singen, von Eintracht, Frieden und Freiheit.” Ja, der rumänische Cartoonist Florian Doru Crihana macht sich (keine),,Illusionen von einer heilen Welt.” Wer Lust hat auf solche Vielschichtigkeit, auf optische Täuschungen der geistigen Art, wer nicht nur den ersten, sondern auch den zweiten Blick riskieren will, der hat seit Samstag in der VHS dazu Gelegenheit. Das Bild vom Gitarre schwingendem Hermann hat der eine oder andere vielleicht schon gesehen. Es findet sich im Katalog, der aus Anlass des Karikaturenwettbewerbs rund um das große Jubiläum des Detmolder Denkmals heraus kam. Angeregt hatte diesen Wettbewerb das seit Jahren auf höchstem Niveau um die bildende Kunst bemühte Vielseitig: Florian Doru Crihanas Werke sind zurzeit in der Alten Abtei zu bestaunen. Ehepaar Gisela und Dieter Burkamp, das auch die Ausstellung in Lemgo vermittelt hat. Mit Florian Doru Crihana haben die Burkamps dafür einen international renommierten malenden Satiriker oder satirischen Maler gewonnen, dessen mit einer diebischen Freude am akribisch ausgeführten Detail gemalte Bilder trotz ihrer deutlichen Spitzen gegen die tristen Verhältnisse in seiner Heimat und in der Welt nie einem wütenden Sarkasmus anheim fallen, sondern immer von einer gegen alle Verhältnisse strahlenden inneren Hoffnung und Freude erfüllt sind.
Das gilt vor allem für seine „Kuh-Serie”, in denen der Rumäne etwa die aberwitzigen stadtplanerischen Visionen Ceaucescus schon lange vor dem Ende des so genannten realistischen Sozialismus in seiner Heimat ad absurdum führt. Vor der schwankenden Skyline einer Metropole steht eine Kuh, die schon selbst zu Ziegelsteinen wird. Angesichts der sozialen Not, in der breite Bevölkerungsschichten Rumäniens auch nach dem Zusammenbruch des Ostblocks noch immer leben müssen, wie Dieter Burkamp in seiner Einführung deutlich machte, ist er erstaunlich, das kein Sarkasmus oder gar Wut aus Crihanas Bildern spricht, sondern der klare Blick in eine drohende Zukunft.
Vom Lande her, sieht man vieles deutlicher als in der Stadt, zum Beispiel, dass man mit einer Computertastatur kein Feld pflügen kann, oder das die Maus den ganzen Computerkäse mit schelmischem Vergnügen zu verspeisen beginnt. Aber Crihana treibt seine malerischen Spässe nicht nur mit der Wirklichkeit, sondern auch mit der Kunst und Literatur. Seine Bilderserien zu Vincent van Gogh und zu „Don Quichote” sind einfach herrlich. Die Ausstellung wird bis zum 7. November gezeigt.
Neue Westfalische, Bielefeld 2000
Kämpfen wie Don Quichotte
Rumänischer Satiriker Crihana in der Bergstadt
Oerlinghausen (neu). Manchmal, sagt Florian Doru Crihana nach langem Zögern, glaubt er tatsächlich, ein biss chen mehr zu sehen als seine Mitmenschen.,,Mein Talent ist es nicht, vielleicht liegt es am Alter”, vermutet der 45-jährige Zeichner, Maler und Satiriker aus Rumänien. Seine Betrachtungen der Gegenwart, zeitkritisch, manchmal politisch, oft mahnend, machen ihn zu einem der besten seines Landes. Die NW traf Crihana bei der Verleihung des Horst-Steinküh- ler-Preises, für dessen Urkunde er ein Porträt des Namensgebers anfertigte.
Zum dritten Mal sei er bereits in der Bergstadt, sagt Crihana, aber gesehen hat er bisher kaum etwas von ihr. Als er in Bielefeld nach mehr als 30 Stunden Zugfahrt von seinem Gastgeber Dieter Burkamp mit dem Auto abge holt wird, ist es bereits dunkel.
Crihana liebt Ruhe und Abgeschiedenheit.,,Wenn ich zu Hause sitze, habe ich die besten Ideen”, erzählt er. So laufe er auch nicht Gefahr, von anderen beeinflusst zu werden, kann sich statt dessen seine ganz eigene Meinung über die Dinge bilden. „Ich will das Verhalten der Menschen ändern”, erklärt er und macht sich beztiglich der Schwierigkeit dieses Vorhabens keine Illusionen. Er versucht es mit sanftem Wachrütteln, einem Seitenhieb an den Betrachter seiner Werke: „Ich möchte die Menschen dazu bringen, sich zu fragen, was für Fehler sie in der Welt machen”, erklärt Florian Crihana.
Angefangen hat er mit Porträts, in der Universität fertigte er welche von seinen rund 100 Kommilitonen und einigen Professoren an. Ein Porträt ist ein Zeichen des Respekts”, sagt Crihana. Die Porträts reichten ihm schließlich nicht mehr, erfüllten ihn nicht mit Befriedigung, da er sie als zu leicht empfand. Er begann weil er schon immer ein
Mann mit viel Witz und Humor war – mit satirischen Zeichnungen, bald folgten die ersten Auftragswerke. Den Ingenieursberuf gab er auf, als er eines Tages mehr Geld als Cartoonist verdiente. „Meine Professoren waren davon damals nicht begeistert. Vier Jahre später haben sie mir gratuliert”, erinnert er sich.
In manche seiner Werke lässt sich eine politische Aussage hineininterpretieren, was vor allem vor der Revolution 1989 nicht unproblematisch war. So hat er dann auch am eigenen Leib erfahren, wie es ist, einer Einladung zu einer Ausstellung im Westen nicht folgen zu können, weil ihm die Ausreise verweigert wird. Die künstlerische Freiheit ist auch heute noch eingeschränkt, ein unliebsames Bild von ihm hat die Polizei verboten.
Er mag die Politik nicht, stellt den Mensch in den Mittelpunkt und denkt positiv
Dabei mag Crihana die Politik nicht besonders, möchte statt dessen,,den Mensch in den Mittelpunkt stellen.” Wie Don Quichotte kämpfe er gegen Windmühlenflügel täglich einen einsamen Kampf gegen Dummheit, Überheblichkeit, Arroganz und Engstirnigkeit, schreibt Dieter Burkamp über den Künstler. Die beiden lernten sich 1989 kennen, der frühere NW-Lokalchef organisierte in Deutschland mehrere Ausstellungen für Crihana, darunter eine in der Segelflugschule Oerlinghausen. Am Montag eröffnete Crihana eine weitere Ausstellung in Lemgo.
In seinen Bildern verbindet er oft Heiterkeit mit Skepsis.,,Cartoonisten müssen den schlechten Part der Welt zeigen”, glaubt Crihana. Wohler fühlt er sich in dem anderen Teil: ,,Ich denke positiv”, sagt der Vater einer 18-jährigen Tochter, mit viel Hoff- nung für die Welt und für Rumänien.”
Zeitungen in Konigslutter, 2000
Karikaturisten kämpfen auch oft gegen Windmühlen
Dieter Burkamp, Journalist und langjähriges Jurymitglied des internationalen Karikaturen-Wettbewerbs Satyrikon” und somit anerkannter Experte auf diesem besonderen Gebiet der Kritik, zeigte zu Beginn seiner Einführung den anwesenden Besuchern der Ausstellungseröffnung von Karikaturen des rumänischen Künstlers Florian Doru Crihana im seine Mitteilungen verwendet. ,,Karikaturisten kämpfen wie Quichotte auch oft gegen Windmühlen. Es ist ein ständiger Kampf gegen Dummheit, Überheblichkeit und Engstirnigkeit. Der Zeichner, Maler, Autor von Buchillustrationen und Schiffsbau-Ingenieur Florian Doru Crihana ist Rumäne und lebt in der Nähe der moldawischen Grenze. Nicht zuletzt aus Kostengründen konnte er bei der Eröffnung seiner Ausstellung in Königslutter nicht anwesend sein. Seine Werke wurden bereits in Bulgarien, Belgien, Kanada, Frankreich, Japan, Polen, Spanien.
Dom-Museum auf, wie gefährlichen und Ungarn ausgestellt und es manchmal auch heute noch ist, Herrschende zu kritisieren. Vor allem in totalitären Staaten sei dies stets so. Diktatoren liebten es nicht, wenn man an ihrer Fassade kratzt, so Burkamp. „Nie sollst Du so tief sinken, dass Du den Kakao, durch den man Dich zieht, auch noch trinkst”, zitierte Burkamp hierzu Erich Kästner. Auch in Rumänien sei dies nicht anders gewesen, vor allem in der Zeit von Nikolai Ceausescu. Crihana sei jedoch nicht verurteilt worden, offensichtlich hätten die Machthaber die feine Kritik Crihanas nicht kapiert. Eine seiner Karikaturen von 1989 stellte beispielsweise Hochhäuser dar, die auf wackligen Füßen standen, gemeint waren Diktaturen.
Ein Beispiel, wie treffend Crihana die derzeitige Situation seines Landes beschreibt, ist seine Karikatur mit zwei Spar-Schweinen. Das eine hat einen „Plus-Schlitz” und steht auf einer Europakarte im Westen, das andere hat einen ,,Minus-Schlitz” und steht im Osten.
Karikaturisten benutzen gern bekannte Gestalten, um ihre Gedanken auszudrücken. So habe Crihana gern Don Quichotte für waren auch Anziehungspunkt in der großen Ausstellung Europäische Karikatur der Gegenwart” im Wilhelm-Busch-Museum in Hannover.
Crihana zeichnet für alle großen Zeitungen seines Landes, in Deutschland für das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels. Ihm wurden zahlreiche Preise im Inund Ausland verliehen. Crihana arbeitet nicht wie viele seiner Kollegen,,mit spitzer Feder”, sondern vornehmlich mit der Aquarelltechnik. Seine Motive entstehen mit einem dünnen Haarpinsel, liebevoll ausgekostet bis ins Detail”. Die Freude über die Kunstwerke werde gedämpft durch die Inhalte, die Heiterkeit weiche der Skepsis bei den Motiven, so Burkamp. „Seine Werke sind ein buntes Mosaik der Gegenwart. Die Verpackung wird zum Inhalt, ist aber alles andere als oberflächlich oder eine Mogelpackung, Crihanas Karikaturen sind turen sind nachdenklich stimmende Botschaften”.
Für einen Besuch im Dom-Museum sollte sich der interessierte Lutteraner Zeit mitbringen, es sind vor allem die vielen Details bei den 60 ausgestellten Werken, die entdeckt werden wollen.